Remote Viewing in der Erfolgskrise?

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Aus gegebenem Anlass musste ich kürzlich an eine für mich einprägsame Aussage von Ingo Swann denken. Dieser sagte nämlich mal, dass man Remote Viewing vermutlich 50 bis 100 Jahre zu früh entdeckt hätte. Gehen wir von den 50 Jahren aus, wären wir jetzt, gemessen am Entwicklungsbeginn der Technik ab 1972, ziemlich genau an diesem Punkt. Mir kommt es so vor, dass Ingo Swann mit dieser Aussage sehr treffsicher war, denn seit 2022 explodieren die Anfragen für Seminare und Recherche-Aufträge, aber auch das allgemeine Interesse an Remote Viewing, in einem ungeahnten Maße. Das ist nicht nur bei mir so, sondern auch bei anderen Anbietern, mit denen ich in näherem Kontakt stehe.

Worauf bezieht sich nun jedoch der Begriff „Erfolgskrise“ im Titel dieses Artikels? Eine Erfolgskrise umschreibt einen Zustand, bei dem es so viel Nachfrage für ein Thema, ein Produkt oder eine Dienstleistung gibt, dass diese nicht mehr befriedigt bzw. abgearbeitet werden kann. Man könnte in dem Fall es auch als „Lieferengpass für grenzwissenschaftliche Dienstleistungen“ umschreiben. So einen Zustand erlebt man zur Zeit im Remote Viewing-Bereich, aber auch in anderen alternativen Themenbereichen (wie Coaching), wo es bei den bekanntesten Anbietern schon zu absurd langen Wartezeiten kommt, die manchmal viele Monate betragen. Wie könnte man diesem Problem entgegenwirken? Nachfolgend versuche ich mal, diese Situation möglichst umfassend zu betrachten (soweit in der Kürze dieses Artikels möglich)…

Vergangenheit

Zuerst muss man dazu die bisherige und aktuelle Situation des Remote Viewing betrachten: Bisher führte die Thematik eher ein kleines, mit wenigen aktiven Personen besetztes Nischendasein, seit es 1995 aus der Geheimhaltung entlassen wurde (oder werden musste). Größeres grenzwissenschaftliches oder journalistisches Interesse flammte zwar immer wieder mal auf (z.B. Anfang der 2000er und dann wieder ab den 2010ern), jedoch vertieften sich nur sehr wenige Menschen in eine praktische Professionalisierung des Themas. Das hauptsächliche Interesse blieb passiv, und konzentrierte sich auf spektakuläre Ergebnisse von Remote Viewing-Projekten, die auf Freizeitbasis durchgeführt wurden (auch dieser Blog hat seit 2012 dazu beigetragen, dieses Interesse zu bedienen). Man könnte also sagen, der passive Konsum-Anteil war bisher weithaus größer, als der aktive Praxis-Anteil (inklusive spürbarem Ungleichgewicht).

Gegenwart

Seitdem das praktische Interesse (Schnupper-Sessions, Workshops, komplette Ausbildungen, Recherche-Aufträge etc…) jedoch so explosionsartig angestiegen ist, merkt man zunehmend, dass die nötige Struktur fehlt, um dem gerecht zu werden. Zumindest ohne die Interessenten mit immer größeren Wartezeiten vertrösten zu müssen, und dabei selber komplett überfordert zu werden. Bisher reichte es nämlich, auf kleiner Basis (z.B. als Einzelunternehmer oder kleine Gruppenunternehmung), den Anfragen gerecht zu werden. Vor allem seit 2022 deutet sich jedoch an, dass es wie bisher nicht mehr lange weitergehen kann, wenn die Dienstleistungen auf eine höhere Stufe skaliert werden sollen. Der nächste Schritt wäre also ein größeres, professionalisiertes Netzwerk von Projektleitern und Viewern, die genügend Erfahrung zur Qualitätssicherung für bezahlte Recherche-Aufträge haben. Ebenso auch qualifizierte Ausbilder, die den steigenden Nachfragen für Seminare gerecht werden können.

Bekannte Problemfaktoren

Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass zu stark zentralisierte Strukturen (wie Versuche, Dachverbände und ähnliches einzuführen), immer an bestimmten Problemen zerbrochen sind. Diese sind, neben „Versandung“ durch zuviel Passivität, leider vor allem auf zwischenmenschliche Faktoren zurück zu führen. Denn gerade Remote Viewing (aber auch Grenzthemen allgemein) zieht häufig „starke“ Persönlichkeiten an, die sich zuweilen egomäßig über das Thema verwirklichen wollen, und dadurch mehr von sich hinein projizieren, als letztlich sinnvoll oder für die Entwicklung einer zwischenmenschlichen Zusammenarbeit förderlich ist. Solche Konstellationen führten in den letzten 20 (und mehr) Jahren häufig zu Spaltungen und letztlich dem völligen Zusammenbruch der Bemühungen, was Anfangs vor allem in den USA, aber bald auch international geschah.

Ich habe im Laufe der Zeit selber mindestens sechs eindrückliche Situationen miterlebt (allerdings nicht nur im Remote Viewing-Bereich), die man dazu zählen könnte. Und das war jedes Mal sehr bedauerlich wegen der weggeworfenen Potentiale, die der Bestrebung unzweifelhaft innewohnten. Es gibt bei solchen Dramen natürlich auch immer wieder Spekulationen über gezielte Unterwanderung oder Beeinflussung von Schlüsselpersonen. So etwas könnte bei Themen mit großem Potential (sowohl positiv, als auch negativ) ein Faktor sein, wobei man das in erster Linie eher bei politischen bzw. weltgeschehensbezogenen Themen kennt, seltener im Grenzwissen-Bereich (wo es aber zuweilen auch vorzukommen scheint). Die Sabotage und Spaltung wird jedoch leider meist von selbst ausreichend erzeugt, ohne dass überhaupt ein äußeres Zutun nötig wäre.

Menschen werden zu Opfern des eigenen Egos, Unauthentizität, zwischenmenschlicher Missverständnisse oder generell gestörter Kommunikation, ohne es rechtzeitig zu bemerken. Unbemerkte, narzisstische Persönlichkeitszüge, oder andere psychische Dispositionen, die man häufig in der Grenzwissen-Szene antrifft, tun ihr übriges, um einem idealistischen Projekt den Todesstoß zu versetzen. Aber auch Lebenswege von Schlüsselpersonen, die sich im Laufe der Zeit zu stark auseinander entwickeln, können ein Problem sein, wenn alles zu zentralisiert um diese Personen herum aufgebaut wurde. Die dadurch entstehende Lücke kann dann nicht mehr geschlossen werden, weshalb das Projekt unweigerlich stirbt.

Gibt es Lösungen?

Wir stehen im Grenzwissen-Bereich an vorderster Front einer Zeitenwende, in der vermutlich völlig neue Konzepte, Organisationsstrukturen und sogar zwischenmenschliche Lebensmodelle notwendig werden müssen, um bestimmte Innovationen erfolgreich umzusetzen. Das macht unsere Zeit zu einem unglaublich spannenden, aber auch enorm herausfordernden Resonanzfeld, um aktiv tätig zu sein. Dabei müssen wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, dürfen uns aber auch nicht davon definieren lassen (Resignation etc…), wenn wir neue Wege beschreiten wollen. Selbsterkenntnis, Mustertransformation und klare Kommunikation sind dabei unabdingbar, jedoch auch konkrete (möglichst dezentrale) Strukturen, in denen Menschen ihr individuelles Wirken einbringen können. Eine gute Basis für das Vorgehen des Individuums, stellen meiner Meinung nach die Drei Wirkungskreise dar.

Zukunft

Wie könnte man nun also eine effizente Struktur unter Remote Viewern (und anderen Praxisanwendern des Grenzwissens) schaffen, um die sich verstärkende „Erfolgskrise“, oder zumindest das enorm ansteigende Interesse, zu meistern? Und das, ohne dabei den Fehlern der Vergangenheit anheim zu fallen? Ein wichtiger Bestandteil wären sicherlich die Einstellungen „Leben und Leben lassen“ und „Kooperation, wo es dem Allgemeinwohl dient“. Also statt egomäßig innerhalb einer sehr kleinen Szene von Praxisanwendern zu konkurrieren, besser die Ressourcen (inkl. Know How und Erfahrung) gemeinsam nutzen, um dem steigenden Interesse (Vorträge, Podcasts etc…), den persönlichen Weiterentwicklungswünschen (Ausbildungen) und den Hilfeanfragen (Recherche-Aufträge) mit bestmöglicher Qualität gerecht zu werden.

Was also ein Anbieter zeitlich bzw. personell nicht schafft, kann durch Delegierung oder zweckmäßige Kooperation gelöst werden. Dies mag im bisherigen Denken einer freien Marktwirtschaft seltsam erscheinen, ist jedoch an sich kein Widerspruch. Auch eine Kartellbildung (was an sich hintenrum wieder zentralisiert wäre), würde so nicht zutreffen, weil die Vielfalt und freie Wahl unter den Anbietern gewährleistet ist. Lediglich der gelegentliche Kooperationsaspekt, wenn es dem größeren Wohl dient, wäre eine Entwicklung, die bisher noch nicht so offenkundig vorzufinden ist (obgleich es in einzelnen, speziellen Bereichen natürlich schon existiert). Ich denke, das Prinzip wird auch in nachhaltigen, holistischen Wirtschaftsmodellen der Zukunft ein wichtiger Faktor werden.

Zusammengefasst hätte man also viele eigenständige Dienstleister, die jedoch im Bedarfsfall auch mit anderen eigenständigen Dienstleistern aus ihrem bzw. verwandten Bereichen kooperieren können. Wie das im rechtlichen Rahmen aussieht, müsste natürlich abgeklärt werden. Aber ungewollte Phänomene, wie Scheinselbstständigkeit, dürften bei der Vielfalt der eigenständigen Anbieter eher unwahrscheinlich sein. Und die strikte Philosophie der Dezentralisierung würde auch der besagten Kartellbildung entgegenwirken. Der Preis dafür wäre natürlich eine gesteigerte Wachsamkeit, damit es nicht zu solchen Vereinheitlichungen kommt, die den Gedanken eines dezentrales Netzwerkes ad absurdum führen würden.

Das ist bis hierher jedenfalls die grobe Theorie. Wie das nun konkret im Bereich der Grenzwissen-Dienstleistungen (inkl. Remote Viewing) umgesetzt werden kann, wird durch Planungstreffen, Optima-Sessions und dem Austausch von Fachkompetenzen erarbeitet werden müssen. Im Remote Viewing-Bereich bedeutet das vor allem auch die Zusammenstellung von qualifizierten Viewer-Teams und Seminarleitern, die im Bedarfsfall flexibel tätig sein können (entweder hauptberuflich oder nebenberuflich). Dazu müssen auch deutlich mehr Viewer an die Auftragsarbeit herangeführt werden (vielleicht Anfangs durch Schulungen mit simulierten Aufträgen), und ebenfalls deutlich mehr Remote Viewing-Trainer ausgebildet werden.

Fazit

Soweit schonmal einige schnell erbrütete Gedanken zu dem Thema, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder komplette Durchdachtheit. Sollte der enorme, aktive Interessensanstieg jedoch so weiter gehen, wird eine Konkretisierung solcher Überlegungen zeitnah notwendig werden. Vielleicht können wir ja schon im restlichen Jahr 2023, aber spätestens 2024 erste Ansätze davon sehen. Je nachdem, wie sich die nahe Zukunft diesbezüglich entwickeln wird. Eines ist allerdings schon jetzt klar: Es dürfte eine enorme Herausforderung werden.

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