Tipps für Solo-Sessions

Der einsame Remote Viewer

Erfahrene Remote Viewer wissen, dass ein guter Monitor helfen kann, den Viewer (natürlich neutral und ohne Suggestion) zu den targetrelevanten Aspekten im Zielgebiet zu bringen. Oft kann ein zufriedenstellendes Ergebnis bereits in einer Einzelsession gelingen. Wie sieht es jedoch aus, wenn dem Viewer mal keinen Monitor zur Verfügung steht, oder er einfach nur seine Fertigkeiten im Solo-Viewen trainieren möchte? Erst wenn der Viewer das Protokoll und die nötigen kognitiven Prozesse wirklich verinnerlicht hat, ist er in der Lage, Sessions souverän und mit ausreichender Datendichte zu vollbringen. Der Schlüssel zu dieser Souveränität ist wiederholtes Training. Dem bereits erfahrenen Viewer ermöglichen Solo-Sessions schnell Ergebnisse beizusteuern, auch wenn gerade kein Monitor zur Verfügung steht.

Herausforderungen

Neben den üblichen Fallstricken, denen der Viewer ausgesetzt ist, wenn er eine Session ohne Monitor macht, gilt es noch ein viel grundsätzlicheres Problem bei Solo-Sessions zu lösen: Mit zunehmender Vertiefung in das Zielgebiet nimmt die kognitive Leistungsfähigkeit des Viewers stark ab. Typischerweise ist die linke Hirnhälfte am Ende soweit ausgelastet, dass sich sogar das Schriftbild des Viewers signifikant verändert. Entscheidungen zu treffen, welche Informationen z.B. in Stufe 4 analysiert werden sollten, oder gar komplexe Strategien in Stufe 6 zu improvisieren, um ergiebige Ergebnisse zu erzielen, ist ohne Monitor deutlich schwieriger, und oft ein Schuss ins Dunkel. Hierbei fehlt einfach der Monitor als Partner und Navigator, der dem Viewer Ziel und Richtung geben kann. Denn im Gegensatz zum Viewer, ist der Monitor in keinster Weise durch das Protokoll in seinem Vorgehen eingeschränkt. Wie kann jedoch ein Solo-Viewer diese fehlende Führung kompensieren?

Solo-Planungen
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Damit eine Solo-Session nicht zum besagten „Schuss ins Dunkle“ wird, ist ein vorgeplanter Standard-Ablauf sinnvoll. Also quasi ein Plan, den der Viewer in jeder Solo-Session abarbeiten kann. Oder der Tasker hat ihm bereits einen Ablaufplan mitgegeben, den es abzuarbeiten gilt. Je nachdem, wie konkret dieser formuliert ist, birgt er natürlich die Gefahr unbeabsichtigter Vorannahmen und Assoziationen beim Solo-Viewer. Es sollte also kryptisch genug sein (nur kodierte Vorgaben, Bewegungsanweisungen etc…). Maximal sollte es so etwas sein wie „Mach eine Personenwahrnehmung in Stufe 6, und beschreibe die Umgebung!“. Ein solches Solo-Tasking wird oft im Rahmen von Projekten eingesetzt, für die schon mehrere, gemonitorte Sessions durchgeführt wurden, und für die man durch Solo-Sessions noch weitere Daten erheben möchte (z.B. wenn gerade keine Monitore mehr zur Verfügung stehen). Doch was kann man tun, wenn ein Viewer ganz und gar solo arbeitet, und er dafür einen selbst erstellten oder fremden Target-Pool benutzt? Wie kann der Solo-Viewer im eigenen Target-Pool soviel wie möglich aus seinen Sessions herausholen, ohne durch zuvor selbst formulierte, spezifische Target-Anweisungen problematische Vorannahmen zum Target zu schüren?

Die Erhöhung der Datendichte

Das Hauptanliegen in Solo-Sessions sollte sein, die Datendichte soweit wie möglich zu erhöhen, um sich einen allgemeinen Überblick über das Zielgebiet verschaffen zu können. In Solo-Sessions tendiert der Viewer nämlich oft dazu, den Fokus auf Einzelaspekte zu fixieren. Diese mögen für das Unterbewusstsein sicherlich interessant sein, doch oft haben sie mit der eigentlichen Aufgabenstellung nur beiläufig oder gar nichts zu tun.

Wiederholungen der Stufen 2 und 3

Die erste Möglichkeit zur Erhöhung der Datendichte in Solo-Sessions, ist neben der üblichen, doppelten Durchführung der Stufe 1, auch die Stufen 2 und 3 doppelt auszuführen. Der Viewer macht also nach einer Stufe 1 noch einmal eine Stufe 1, dann eine Stufe 2 gefolgt von einer Stufe 3 und dann nochmal eine Stufe 2 und 3. Was zuerst seltsam klingt, kann jedoch die Datendichte schon sehr früh in der Session spürbar erhöhen. Voraussetzung ist allerdings dass der Viewer entweder sehr ausdauernd ist (was sich mit fortlaufendem Training einstellt), oder für einen Standard-Durchlauf bis Stufe 4 (1+1+2+3+4) üblicherweise nicht mehr als etwa 20 Minuten benötigt. Der Preis für die erhöhte Datendichte ist ein verkürzter Zeitrahmen für die Anwendung der Tools in Stufe 6. Denn wie erfahrene Viewer wissen, ist es zwar möglich, den Viewing-Zeitraum weit über eine Stunde zu strecken, doch irgendwann endet die Ausdauer, und es kommen kaum noch Eindrücke.

Bewegungsanweisungen ausgiebig nutzen

Nachdem der Viewer nun einem durch Dopplungen erweiterten Standardablauf gefolgt ist, könnte er mehrere, pauschale Bewegungsanweisungen ausführen, um das Zielgebiet aus diversen Perspektiven wahrzunehmen. Anfänger sollten das bereits nach Stufe 3 machen, um noch möglichst viele Aspekte in der verbleibenden Zeit mitzunehmen. Voll ausgebildeten Viewern empfiehlt es sich damit bis zur Stufe 6 zu warten. Zum einen gelangen sie viel schneller, als der durchschnittliche Neuling ins Zielgebiet, zum anderen wird so die Datendichte nochmals deutlich erhöht. Da wir in Solo-Sessions nicht wissen, was wir untersuchen oder wie groß das Zielgebiet tatsächlich ist, kann es schwierig sein, geeignete Bewegungsanweisungen zu improvisieren.

Hier ein paar Beispiele für mögliche Bewegungsanweisungen, die dabei helfen können, einen Überblick über das Target zu erlangen:

  • Das Target sollte von oben wahrnehmbar sein! (Ein erster, konkreter Perspektivenwechsel)
  • Das Target sollte aus zehnfacher Entfernung von schräg oben wahrnehmbar sein! (Isometrischer Überblick aus größerer Entfernung)
  • Das Target sollte von vorne wahrnehmbar sein! (Eine weitere Perspektiven-Umstellung)
  • Das Target sollte von innen wahrnehmbar sein! (Der Versuch, eine Rißzeichnung vom Inneren einer Struktur etc. zu erstellen)
  • Das Target sollte aus 100-facher Entfernung von oben wahrnehmbar sein! (Sehr großer Entfernungssprung, um Merkmale in der Umgebung mitzunehmen)
  • Das Target sollte aus 1000000-facher Entfernung von oben wahrnehmbar sein! (Hier kann es u. U. passieren, dass der Viewer sogar die ganze Erdkugel vor sich hat)

Dies sind nur einige wenige Beispiele, die aufzeigen sollen, wie pauschale Bewegungsanweisungen durchgeführt werden können. Es könnten hier auch Meter-Angaben für die Entfernungen verwendet werden, jedoch könnten diese eine verwirrende Wirkung haben, wenn das Target einen ungewöhnlichen Maßstab hat. Geht es z.B. darum, eine mikroskopisch kleine Struktur zu viewen, würde ein Sprung von wenigen Metern weit über das Ziel hinausschießen. Dies wäre genauso wenig hilfreich, wie ein Perspektivenwechsel um einige Meter, wenn das Target riesig ist (z.B. ein ganzer Planet).

Zudem können Meter-Angaben in Sessions generell suggestiv wirken, unabhängig davon ob es sich um eine Solo-Session oder eine Session mit Monitor handelt, in der diese Angaben gemacht werden. Der Verstand des Viewers erhält mit diesen Informationen einen gewissen Anker für Assoziationen, da er nun zumindest schon mal die Abmessungen des Zielgebietes erahnen könnte. Außer es ist explizit erwünscht, Abmessungen im Zielgebiet absolut zu ermitteln. Doch hierfür existieren in der Stufe 6 geeignetere Werkzeuge, z.B. Bemaßungslinien.

Solo-Sessions wiederholen

Eine weitere sehr effektive Möglichkeit, die Datendichte in Solo-Sessions zu erhöhen, ist das mehrmalige Abarbeiten eines Targets. Man viewt das Target solo, lst es dann aber noch nicht auf und viewt es später noch einmal. Dies kann, je nachdem wie viel Geduld beim Viewer vorhanden ist, vielfach wiederholt werden, bis das Target schließlich aufgelöst wird. Bei diesem Vorgehen ist oft ein interessanter Effekt zu beobachten: Häufig merkt der Viewer in der zweiten Session, dass er wieder ähnliche oder gar identische Daten herausschreibt. Doch nun gesellen sich weitere Daten hinzu, welche in der dersten Session noch nicht vorkamen. Es wirkt fast so, als hätte er die Eindrücke noch im Unterbewusstsein gespeichert und würde nun fehlende Details in seinen Aufzeichnungen ergänzen. Das könnte der Solo-Viewer im Extremfall natürlich so oft wiederholen, bis keine neuen Daten mehr kommen. Doch bereits zwei bis drei Sessions in Folge auf das gleiche Target können bereits erstaunliche Datenverdichtungen liefern. Die Viewer des Farsight Institute machen bei öffentlichen Projekten beispielsweise 3-10 Solo-Sessions auf Papier, bevor am Whiteboard eine Zusammenfassung präsentiert wird (noch vor Auflösung des targets). Die Datendichte durch dieses Vorgehen kann sich durchaus sehen lassen, obwohl kein Monitor involviert ist.

Die ausgiebige Nutzung der Werkzeuge

Voll ausgebildete Remote Viewer können in mehreren Sessions auf ein Target aus den umfangreichen Werkzeugen der Stufe 6 schöpfen. So könnte sich der Viewer in jeder Session auf ein anderes Werkzeug konzentrieren (ergänzend zu den pauschalen Bewegungsanweisungen). Er benutzt z.B. in der ersten Session relationale Diagramme, um interessante Begriffe aus Stufe 4 tiefgreifend zu untersuchen, und sich einen groben Überblick zu verschaffen. Dann konzentriert er sich in der zweiten Session per Personenwahrnehmung / Beziehungsanalyse auf die Personen im Zielgebiet, und deren Tätigkeiten bzw. Rollen dort. Anschließend erstellt er in der dritten Sessions Mappings und Collagen aus den verschiedenen Bewegungsanweisungen. Dies alles kann er dann schließlich noch durch eine kombinierte Ereignisaufklärung abrunden. Die Möglichkeiten sind hier auch ohne Monitor vielfältig.

Gekonnter Umgang mit dem Protokoll und AULs

Der Arbeitsaufwand bei mehreren Sessions auf ein Target und mit pauschal eingesetzten Werkzeugen, ist natürlich viel höher, als bei Sessions mit Monitor. Vor allem kann es leicht passieren, dass sich der Viewer in Nebenaspekten verliert und am Ende dadurch nur einen Teil der gefragten Daten liefern kann. Dennoch ist dies ein effizienter Weg, um ein Maximum an Informationen aus Solo-Sessions herauszuholen. Der größte Vorteil ist jedoch der Trainingsaspekt: Dieser mühsame und einsame Weg zwingt den Viewer dazu, seine eigenen Handlungen ohne Monitor besser steuern zu lernen (selbstständige Entscheidungsfähigkeit). Er lernt die Anpassung seines eigenen Timings und die Verbesserung seines AUL-Managements. Gerade Letztere können sich in Solo-Sessions als wesentlich hartnäckiger und hinterhältiger erweisen, wenn sie nicht frühzeitig mit Hilfe eines Monitors erkannt, „entpackt“ und unschädlich gemacht werden.

Ich empfehle jedem Trainee, irgendwann ein größeres Solo-Projekt zu beginnen und darin einzelne Targets in mehreren Sessions abzuarbeiten. Daraus kann der Viewer hervorragend und vor allem selbstständig für sich passende Trainingserfahrungen ableiten, und Geduld für die verzögerte Target-Auflösung aufbauen. In Solo-Sessions muss natürlich mit mehr Fehlschlägen gerechnet werden, als in Sessions mit Monitor. So frustrierend diese Fehlschläge auch sein können, bieten sie doch viel mehr Möglichkeiten zu lernen, als spektakuläre Erfolge. Denn aus Fehlern lernt man so gesehen tatsächlich mehr, als durch ständigen Erfolg. Solo-Sessions sind ein methodischer Weg zur Selbsterkenntnis als Remote Viewer, und somit zur wirklich individuellen Beherrschung dieser Technik.

Tutorial-Video zum Artikel-Thema:

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