2014 MU69 (Ultima Thule / Arrokoth)

Ferne Himmelskörper in unserem Sonnensystem zu viewen, bevor eine Sonde dort eintrifft, entwickelt sich bei uns allmählich zu einer Tradition. Dieses Mal haben wir es auf das Objekt 2014 MU69 (vorläufiger Name „Ultima Thule“, später „Arrokoth“) abgesehen. Dabei handelt es sich um ein so genanntes transneptunisches Objekt, welches im Januar 2019 von der Pluto-Sonde New Horizons erreicht werden soll. Man rechnet damit, dass es sich bei 2014 MU69 um einen sehr kleinen Asteroiden handelt.

2014 MU69 - Discovery Images Animated

Das Schöne an solchen Targets ist es, dass man nachträglich mit einem Feedback rechnen kann, von kein Mensch zuvor wissen konnte. Derartige Versuche begannen schon ganz zu Anfang der Remote Viewing-Entwicklung, als Ingo Swann den Jupiter viewte. Dort sagte er Details vorraus (z.B. ein dünnes Ringsystem), von dem vorher kein Mensch auf der Erde wissen konnte, bis die ersten Sonden dort eintrafen. In dieser Tradition schickten wir jetzt also drei Remote Viewer vorraus, um 2014 MU69 zu beschreiben. Wir sind gespannt, wie sich das mit den Fotos und Messdaten von New Horizons decken wird.

Viewer #1

Protokoll: CRV (mit Monitor)
Datum: 10.12.2015
Dauer: 48 Minuten
Seiten: 7

Die erste, eher kurze Session entstand im Rahmen einer spontanen Online-Demonstration bei einem Community-Event. Der Viewer nahm ein bauchig-kartoffelförmiges Objekt war, welches im Wesentlichen aus felsigem Material bestand. Es wies an einer Stelle eine Art verdünnte Ausstülpung auf:


Die signifikanten sensorischen Eindrücke des Objektes waren „felsig“, „hart“, „massiv“, „bräunlich“, „rot“, „gelblich“ und „bläulich“. Zusätzlich tauchte noch „transparent“, „hohl“, „flüssig“ und „warm“ auf. Letzteres war unerwartet für ein kleines Objekt, welches soweit von der Sonne entfernt ist.

Um es noch etwas genauere Eindrücke zu bekommen, führten wir eine Bewegungsanweisung durch. Die kartoffelförmige Grundform des Objektes blieb bestehen, aber die Ausstülpung wurde noch klarer wahrgenommen:


Eventuell ist die Ausstülpung vom Maßstab her übertrieben, jedoch könnte sie auf eine Art Kryovulkanismus hindeuten. Denn der Viewer nahm eine Art Kanal wahr, welcher ein Stückchen in das Innere des Objektes führte. Dort kamen auch die flüssigen Eindrücke her.

Viewer #2

Protokoll: CRV (mit Monitor)
Datum: 08.11.2018
Dauer: 57 Minuten
Seiten: 9

Bei dieser ausführlicheren Session schauten wir uns mehr strukturelle Details von 2014 MU69 an. An sensorischen Eindrücken stachen hierbei für die Farben „hellbraun“, „beige“, „rot“, „weiß“ und „blau“ hervor. Die Oberflächen empfand der Viewer als „angenehm rau“. Es erinnerte ihn an Veloursleder. Zudem gab es glatte und nachgiebige Stellen. Die Temperaturen im Zielgebiet waren allgemein kalt und frisch. Des Weiteren wurde die Bewegung des Objektes wahrgenommen („wegschießen“, „wie etwas, dass nach vorne geschoben wird“).

Die erste, grobe Wahrnehmung zeigte eine ovale Form, zu der die Eindrücke „glatt“, „gerundet“, „nachgiebig“ und „größtenteils Fels“ gehörten:


Zudem gab es noch Bereiche mit den Eindrücken „schmutzig“, „weiß“, „rot“ und „gelb“. Irgendwo tauchte auch der Eindruck „Loch“ auf. Es gab Vertiefungen und Erhöhungen, die den Viewer vom Anfassen her an Blindenschrift erinnerten (jedoch unregelmäßiger). Wir versuchten noch mehr Details herauszubekommen, wobei diese Form entstand:


Die Oberfläche unterteilte sich grob in zwei unterschiedliche Bereiche. Mittig war ein heller Bereich, welcher kühl, hell, weiß, glatt und farblos wirkte. Er wies vereinzelt „genoppte“ Oberflächendetails (Steine?) auf. An den Seiten gab es hingegen dunklere Bereiche, die bräunlich-beige Farbtöne hatten, und sich rau anfühlten. Hinter dem Objekt schien etwas hindurchzuschimmern, was zusätzlich rote und bläuliche Farbeindrücke erzeugte. Vielleicht die ferne Sonne hinter dem Horizont, oder eine andere Lichtquelle?

Um noch mehr über die Zusammensetzung von 2014 MU69 zu erfahren, versuchten wir es jetzt mit einer Querschnittwahrnehmung:


Der Viewer nahm einige verteilte Hohlräume wahr, und schätzte, dass das Objekt zu 1/4 bis 1/3 hohl ist. Einen Hohlraum schauten wir uns genauer an. Dieser wirkte so, als gäbe es dort sehr glatte Kanten und längliche Strukturen, die an Stalaktiten erinnerten. Von der Größe her könnte dort vermutlich ein Mensch reinpassen, doch die Maßstäbe waren hier etwas unklar. Der Viewer empfand es wegen der Enge und starker Bewegungseindrücke eher als unangenehmen Aufenthaltsort.

Es folgte eine finale Bewegungsanweisung, mit der wir versuchten, die Form und Oberfläche des Objektes nochmal etwas detaillierter herauszuarbeiten:


Der helle, mittlere Bereich dominierte aus dieser Perspektive. Er wies wieder die „genoppten“ Oberflächenaspekte auf. Die dunkleren Bereiche am Rand wirkten nun beiläufiger. Als weiteres, auffälliges Detail in der Mitte beschrieb der Viewer einen Grat, welcher sich ziemlich weit über die Oberfläche zu ziehen scheint. Zudem kam ihm das Objekt auf der Oberseite gewölbter vor, als die Unterseite, welche hingegen flacher wirkte.

Einige sensorische Eindrücke kamen auch noch hinzu, welche sich auf die Umgebung des Objektes bezogen: „Diffuse Farben und Lichter in Ferne“ (Sterne?), AUL/s: „Wie Weltraum“. Die Helligkeit des Objektes an sich wirkte vorne und weiter unten am stärksten. Das könnte mit Sonnenlicht und Schatten zu tun haben.

Viewer #3

Protokoll: CRV (mit Monitor)
Datum: 30.12.2018
Dauer: 63 Minuten
Seiten: 11

In der dritten Session, die nur zwei Tage vor dem Vorbeiflug der New Horizons-Sonde gemacht wurde, passten die sensorischen Eindrücke gut zu den vorrangegangenen Sessions. Als wesentliche Farben kamen hier „braun“, „beige“, „gelb“, „rot“, „grau“, „schwarz“ und eine kleine Spur „grün“. Die Oberflächen wurden als „aschig“, „weich“ und „brockig“ beschrieben. Der Viewer empfand das Target als „alt“ und „bedrückend“ bzw. „wie Lost Place“.

Die Aufmerksamkeit des Viewers landete sehr nah am Target und an bestimmten Details. Vor allem eine Art blockierte Öffnung, aus der eine explosive Kraft entweichen könnte. Diese wird jedoch durch ständig nachrutschendes Material zugeschüttet. Wäre das nicht mehr so, würden semi-flüssige Partikel aus der Öffnung schießen, und außerhalb sofort zu scharfkantigen Eisstücken gefrieren. Der Rückstoß könnte sogar die Bewegung des ganzen Objektes beeinflussen. Die folgende Skizze zeigt diesen Bereich, der von Außerhalb mit Brocken gesäumt ist, die an den abschüssigen Rändern liegen:

Wir sind gespannt, ob sich so ein Detail später auf den Fotos der Sonde finden lässt. Es scheint zumindest der interessanteste Vorgang auf dem Objekt zu sein. Eine Bewegungsanweisung führte nochmal 100km weg von diesem Detail, was sich folgendermaßen darstellte:

Uns fehlte in dieser Session jedoch noch eine Gesamtansicht. Bevor wir sie also beendeten, verließen wir das Session-Papier und bedienten uns einer alten Methode der Remote Viewer, Targets dreidimensional darzustellen: Der Viewer sollte Knetmasse benutzen, um seiner Wahrnehmung der Dimensionen und Formen Ausdruck zu verleihen. Diese Methode ist nicht mehr so weit verbreitet wie früher, aber der Versuch bot sich gerade an. Hier sind die Resultate:

Wahrnehmung von oben, mit der verschütteten Öffnung (nicht zwangsläufig maßstabsgetreu). Seitlich der Öffnung zogen sich auffällige Linien oder Risse entlang.

Seitliche Ansicht, die zwei verschiedene Materialbereiche des Objektes zeigt. Während der obere Bereich wie Eis wirkt, erscheint der untere Bereich robust, steinig und abgeflachter. Dort wo beide Materialien aufeinandertreffen, zeigt sich ein auffälliger Grat, der sich über die Oberfläche zieht (siehe auch HIER).

Detailmodell der verschütteten Öffnung mit seitlich zugelaufenem Material. Offenbar kann das Material nachrutschen, wenn sich die Öffnung vergrößert. Möglicherweise durch Eisschmelze, die bei einer Erwärmung des Objekts auftreten könnte?

Natürlich handelt es sich nur um schnell und grob modellierte Formen. Uns stand in dem Moment auch kein spezielles Modellier-Werkzeug zur Verfügung. Dennoch sind wir natürlich gespannt, ob es der tatsächlichen Form ähneln wird.

Am Ende haben wir uns noch einer weiteren Technik bedient, die man so auch nur aus der amerikanischen Remote Viewer-Szene kennt. Der Viewer durfte sich nämlich an einem Whiteboard austoben, um ein Resümee der gesammelten Session-Daten darzustellen:



Dabei ergab sich ein Gesamtbild, bei dem alles darauf hindeutet, dass 2014 MU69 womöglich zu einem Kometen würde, wenn er sich näher an der Sonne befände. Denn teilweise ist das Objekt mit lockerem Eis gefüllt, welches bei einem Aufbrechen der Oberfläche verdampfen und einen Schweif bilden würde. Der restliche Teil des Objekts, welcher aus massivem Gestein besteht, würde als Rest übrig bleiben. Man vermutet ja, dass die meisten Kometen aus jenem Bereich des äußeren Sonnensystems kommen, den New Horizons nun zu erkunden beginnt. Vielleicht haben wir hier einen alten Kandidaten.

Fazit: Um bei dieser Gelegenheit der New Horizons-Raumsonde zuvor zu kommen, haben wir bis zur Veröffentlichungen des Artikels (31.12.2018) drei Sessions geschafft. Alle drei Sessions variieren im Detailgrad, zeigen jedoch grundlegende Übereinstimmungen in der Form und in den sensorischen Eindrücken. Wie nah wir damit dem tatsächlichen Aussehen von 2014 MU69 (aka „Ultima Thule“ / „Arrokoth“) gekommen sind, wird sich mit etwas Glück in einigen Tagen bis Wochen zeigen. Die Dauer hängt letztlich von der Datenübertragung der Sonde ab. Entsprechende Fotos werden dann hier natürlich ergänzt.


Update (03.01.2019):
Die ersten detaillierten Fotos sind eingetroffen. Bisher scheint Viewer #1 die charakteristische Gesamtform am besten getroffen zu haben. Alle drei Viewer nahmen die Farben des Objektes (auffällig viel rötlich) passend wahr. Nähere Fotos werden sicherlich weitere Oberflächendetails offenbaren, die sich vielleicht Eindrücke aus den Ergebnissen bestätigen.

2014 MU69 (03.01.2019)

2014 MU69 (klar)


Bildergalerie auf der NASA-Website

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